Dienstag, 19. November 2013

10.11.2013: Besuch von Waisenkindern in Baqaa I

Auch der nächste Morgen beginnt früh. Es ist ein Sonntag. In Deutschland wäre Wochenende, aber als wir das Büro von Islamic Relief Jordanien betreten, ist es gefüllt mir fleißigen Mitarbeitern, die tippen, telefonieren oder Vouchers für die syrischen Flüchtlinge sortieren. Und uns freundlich mit Umarmungen begrüßen oder zunicken. Im Meeting-Raum erhalten wir erst einmal eine Einführung über die Arbeit von Islamic Relief Jordanien, die uns die Programm-Managerin Ruba Al-Jayyousi gibt. Hier geht es vor allem um die Hilfe für die vielen syrischen Flüchtlinge in Jordanien.



Anschließend erzählt uns Olivia Paras, die Leiterin der Waisenabteilung in Jordanien ist, über das Waisenprogramm von Islamic Relief Jordanien. Wir stellen Fragen und beraten uns über das Vorgehen der nächsten Tage.

Da wir jede Minute nutzen möchten, machen wir uns nach dieser kurzen Beratung direkt auf den Weg ins palästinensische Flüchtlingslager, wo einige Waisen, die von Paten aus Deutschland unterstützt werden, leben.  Begleiten wird uns bis zum Ende unserer Reise Hadeel Hassoun von Islamic Relief Jordanien. Sie wird von ihren Kollegen auch scherzhaft „Baqaa“ oder „Mujahida“ genannt. „Baqaa“ ist der Name des größten palästinensischen Flüchtlingslagers, in dem sie sich nicht nur aus beruflichen Gründen, sondern auch durch ihre ehrenamtlichen Aktivitäten für die dortigen Flüchtlinge, öfter aufhält. „Mujahida“ heißt „die, die sich anstrengt“ oder „einsetzt“ – eine Bezeichnung, die auf Hadeel mehr als zutrifft, wie wir in den nächsten Tagen sehen.

Im Auto erfahre ich, dass das Waisenkind, das wir als erstes besuchen werden, durch eine 1:1-Patenschaft durch unseren Paten aus Köln unterstützt wird. Der hat uns etwas Tolles für ihn mitgegeben. Ein guter Start!

Hier seht ihr Hadeel und mich mit dem ersten Waisenkind, was wir besuchen:


















Abdel Majeed, das Waisenkind, begrüßt uns in der Gasse und führt uns dann zu sich nach Hause. Als wir den Hof betreten, begrüßt uns Abdel Majeeds großer Bruder sowie seine Schwestern. Seit die Eltern gestorben sind, kümmert sich der Bruder um den 16-jährigen Abdel Majeed und seine Geschwister.


Die Räume sind sehr eng und klein, das Dach nur mit Wellblech bestückt. So wie alle anderen im Flüchtlingslager Baqaa lebt diese Familie bereits seit über 40 Jahren hier, denn sie ist 1967 im Sechstage-Krieg zwischen Palästina und Israel hierhin geflohen. Während das Lager anfangs aus Zelten bestand, wurden irgendwann Wohnungen und schließlich Siedlungen daraus. Dass dies ein Flüchtlingslager ist lässt sich nur noch daran erkennen, dass seine Bewohner ärmer sind als der Rest der Bevölkerung.


Abdel Majeeds selbst hat vor Kurzem die Schule abgebrochen, da er Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben hat und die Schule ihm keinen Nutzen brachte. Nun hilft er gelegentlich seinem Onkel beim Malern. Abdel Majeed ist ruhig und schüchtern. Er hat Schwierigkeiten sich zu artikulieren. Als wir ihm aber das Geschenk seines Paten überreichen, lächelt er glücklich, so dass seine strahlend weißen Zähne aufblitzen. Er hat ein 1. FC Köln-Trikot, einen Fußball, eine Tasche und einen lieben Brief seines Paten erhalten.



Später zeigt er uns die Taubenzucht der Familie, die sich im Taubenschlag tummelt. Er nennt uns die Namen der Tauben, holt eine gekonnt heraus, und lässt sie fliegen. Immer gen Himmel. 

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